4.Dezember: HANDWERK - Seelenleuchten für Therese, Nik Jam

Wer meinen Ausführungen folgt weiß ja, dass ich den Handwerksbegriff sehr gerne auch für mein eigenes künstlerisches Schaffen verwende. Das Handwerk hat so etwas Ehrliches, Natürliches und Schönes an sich. Und da ist es völlig egal ob jemand jetzt ein sehr gutes Semmerl bäckt, ein guter Maurer ist, ein Händchen für Planzen und Tiere, ob ein Mensch schnitzen, tischlern, reparieren, mit Kindern umgehen, singen, kochen, zeichnen, schreiben oder den perfekten Skischwung fahren kann. - diese Liste könnte und sollte man eigentlich ewig fortführen. An dieser Stelle muss ich jetzt fast noch ein wenig frech anfügen, dass ich unter den Dirigentinnen und Dirigenten die ehrlichen, guten Handwerkerinnen und Handwerker besonders schätze - und dass es davon ruhig mehr geben dürfte. Ich mag es einfach, wenn Menschen - ohne Show - etwas können und noch mehr, wenn sie sich diese Fähigkeit von Grund auf angeeignet und erlernt haben und sich möglichst wenig auf das Erreichte einbilden. Es gibt kaum etwas Schöneres und Nachhaltigeres als eine Sache Schritt für Schritt zu entwickeln, so lange, bis es leicht aussieht, mühe- und zwanglos. Man muss sein Handwerk beherrschen, damit die Seele dann am Ende frei schwingen kann, und das gilt für alle Bereiche. Kurzum: Ich liebe das Handwerk.
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Auf der Diatonischen Harmonika bin ich ja selbst ein begeisterter Dilettant, im wahrsten Sinne des Wortes: Dieser Begriff kommt nämlich von italienischen “Diletto”, von der Freude. Und dieses von mir so innig geliebte Instrument spiele ich seit ich denken kann aus purer kreativer Freude. Einer meiner Zieharmonikalehrer hat mich einmal nach einem besonders gefühlvoll interpretierten Jodler einen  “Harmonikaträumer” genannt, vielleicht auch, weil ich - aus heutiger Sicht leider -  kaum geübt habe und mir so das wahre Kunsthandwerk nie erschließen konnte.  Umso mehr bewundere ich die Menschen, die mit viel Talent und Fleiß große Meister dieses Trauminstrumentes geworden sind. Besonders in Verbindung mit der Ziach glänzt der Handwerksbegriff gleich im doppelten Sinn: Da gibt es einerseits (kunst)handwerkliche Meister, die wenigen, die die gesamte Bandbreite der Kunst des Harmonikaspiels (im Gegensatz zu mir) wirklich beherrschen und diesem Faszinosum die schönsten Melodien, schwierigsten Läufe und Harmonien entlocken.  Dann gibt es die Handwerksmeister, die sich den Bau dieses Instruments vom Brett bis zur Konzertbühne als liebevolle Berufung erwählt haben. Der fantastische Protagonist unseres heutigen Videos vereint beide dieser Parteien.  Nik Jam ist der Sohn des in Künstlerkreisen besonders geschätzten und legendären Harmonikabauers Jamnik aus dem steirischen Ehrenhausen. Um es für Außenstehende auf den Punkt zu bringen: Die Firma Jamnik baut den Rolls Royce unter den Diatonischen Zieharmonikas.
Irgendwann werde ich mir den Traum (m)einer eigenen Jamnik-Harmonika erfüllen, bis dahin lausche ich den absoluten Könnern wie Nikolaus und bewundere die Leichtigkeit, die Ruhe und die Natürlichkeit, mit der er sein so liebevoll und hochmusikalisch arrangiertes Werk zum Klingen bringt. Und dann dieses Instrument…Dieser warme, volle Klang, die Fähigkeit zum stufenlosen Legato - die musikalischen Möglichkeiten dieser Luxusinstrumente sind schier unendlich - und doch kommen all diese Facetten erst dann zum Tragen, wenn man so meisterhaft - und vor allem mit unglaublich viel Gefühl - darauf musiziert. Man muss das Handwerk eben beherrschen, damit die Seele frei schwingen kann.

3. Dezember: DAS EHRLICHSTE PUBLIKUM - Papageno

Einer meiner letzten öffentlichen Auftritte vor dem aktuellen Lockdown war ein spontan organisiertes Schulkonzert in der Neuen Mittelschule Mariapfarr, vor 100 Schülerinnen und Schülern von der ersten, bis zur vierten Klasse. Dieser erst durch eine Tourneeabsage möglich gewordene musikalische Ausflug in meine Lungauer Heimat, war vor allem eine sehr persönliche Hommage an meinen Papa. Papa begeistert dort als Musiklehrer seit Jahrzehnten Generationen von Kindern für die Welt der Musik. Er macht das mit einer unermüdlichen Leidenschaft und Hingabe die ihresgleichen sucht. Folgt stets aktuellen musikalischen Entwicklungen und schafft es, die Kinder dort abzuholen und Ihnen neue Horizonte zu bieten. Was mich aber am meisten freut, ist die Begeisterung, mit der er seiner Arbeit, seiner Berufung nachgeht: Eine Begeisterung, die er zum Glück auch seinen eigenen Kindern weitergegeben hat. An dieser Stelle darf ich - sicher auch im Namen meiner Geschwister sagen: Papa, wir sind Dir - nicht nur dafür - sehr dankbar, aber das weißt Du hoffentlich ohnehin!

Saschas und meinen Gastauftritt wurde im Vorfeld liebevoll vor und aufbereitet. Als mein Papa den Kindern erzählt hat, dass ein Opernsänger in die Schule kommt, was eine Oper überhaupt ist und wie lange so eine Oper dauern kann, kam gleich eine besorgte Frage einer Erstklässlerin: „Und wenn Ihr Sohn dann kimmt, müssen wir dann vier Stunden umanondahuckn? (= lungauerisch für herumsitzen)

Vor Kindern aufzutreten bedeutet, dem ehrlichsten Publikum überhaupt gegenübertreten zu dürfen. Für das heutige Türchen hat mein Papa ein paar besonders nette schriftliche Rückmeldungen zu unserem Konzert gesammelt und mir zukommen lassen:

“Ich habe erfahren, dass Oper nicht so eine schreckliche Musik ist”
”Mir hat es sehr gut gefallen. Rafael hat gut gesungen, Sascha hat sehr gut gespielt, also insgesamt sehr gut.”
”Ich fand die Stimme wunderschön und dass man daraus gleich wieder gute Laune hatte”
”Meine Oma ist ein Fan von Euch beiden”
Wie sind Rafael und Sascha bei Dir angekommen? “Durch die schulischen Kontakte!” - ich wollte noch sagen, dass Opernmusik cool ist.” “Ich fand den Papageno cool”
Was ich sonst noch sagen wollte? “Ich wollte sonst nichts mehr sagen”
”Es war gar nicht so uncool wie gedacht”
”Ich möchte mir mal eine Oper ansehen”
”Ich finde diese Veranstaltung allgemein sehr toll”
”Mich hats echt gewundert, dass er so laut singen kann”
”Sascha und Rafael sind chillig, für Späße zu haben”

Der Hit bei den Kleinen (und Großen) ist immer wieder der Papageno. Eine Traumrolle, mit der man Alt und Jung abholen kann und sofort in meine Zauberwelt mitnimmt. Das war auch in Mariapfarr vor ein paar Wochen der Fall. Apropos Papageno und Kinder:
Als ich in der stillen Phase des letzten Jahres meine Entwicklung Revue passieren ließ, musste ich unweigerlich an einen der bisher schönsten Auftritte denken: Die Kinderzauberflöte nach dem Opernball, in der ich 2017 vor 3000 begeisterten Kindern aus ganz Österreich als Papageno durchs Stück führen und singen durfte.

In dieser einzigartigen Fassung wird der Moment, wenn Papageno das Opernhaus betritt wird von einer solchen frenetischen Reaktion begleitet, die sonst nur Fußballstars nach besonders wichtigen Toren kennen. In diesem Gänsehautaugenblick spürt man dann wieder einmal warum man diesen Beruf so liebt und wird, wie ein Surfer von der Welle der Begeisterung durch die Vorstellung getragen.

2. Dezember: GRAZIE LUCIANO - Nessun Dorma 2006, Turin

Die feierliche Eröffnung der olympischen Winterspiele 2006 in Turin habe ich als 19jähriger Zivildiener live im Fernsehen miterlebt. Der passionierte Wintersportfan in mir konnte die Wettkämpfe meiner damaligen Idole wie Hermann Maier, Benni Raich, Felix Gottwald oder Thomas Morgenstern nicht mehr erwarten und das Anschauen der Zeremonie gehörte “irgendwie dazu”.

Was mir und wahrscheinlich den meisten anderen Zuseherinnen und Zusehern am Beginn dieser Eröffnungsfeier sicher nicht bewusst war: Wenige Augenblicke später haben wir mit der ersten musikalischen Einlage einen historisch-schönen und zugleich sehr traurigen Moment der Operngeschichte live vor dem Bildschirm miterleben dürfen. Es sollte der letzte öffentliche Auftritt eines der größten Sänger aller Zeiten sein.
Ein unvergleichlicher Meister seiner Kunst, dessen sängerisch-künstlerische Dimension mir erst viele Jahre später klar wurde und mir, je weiter ich meinen persönlichen Weg in dieser Berufung vorangehen darf, immer mehr den Atem raubt. Wenn ich noch weiter zurück denke, muss ich schmunzeln, denn mein erster Berührungspunkt mit dieser Jahrtausend-Stimme war eine Best-of Pavarotti Sängerportrait-Aufnahme, die meine liebe Mama hauptsächlich beim Bügeln hörte.

Über Luciano Pavarotti, den aus einfachen Verhältnissen stammenden Menschen und seine Entwicklung zur Ausnahmeerscheinung und unvergleichlichen Legende, wollte ich eigentlich schon vor einem Jahr schreiben. Ich könnte es wahrscheinlich tagelang tun, es sprudelt nämlich regelrecht aus mir heraus - vor ehrlicher und tiefer Bewunderung für seine Kunst. Lange habe ich nach diesem speziellen Videodokument gesucht, und es erst heuer gefunden. Warum ich mich gerade auf diese Einspielung fixiert habe, ist mir gar nicht so klar, man könnte viele großartige Beispiele anführen. Vielleicht, weil es einer der wenigen Momente war, in denen ich Pavarotti bewusst und quasi live miterleben durfte. Wie gerne hätte ich ihn zumindest einmal in der Wiener Staatsoper gesehen. Wie so viele andere Menschen wäre ich hierfür ebenfalls - und liebend gerne - eine ganze Nacht mit der Decke vor der Stehplatzkassa gesessen. Was uns allen bis heute bleibt, sind die Erinnerung und Gott sei Dank unzählige Dokumente, Videos und Aufnahmen, welche die unvergleichliche stimmliche Perfektion des Luciano Pavarotti für die Nachwelt dokumentiert haben.
Dieser so natürliche, und für die Zuhörerinnen und Zuhörer in allen Lagen so mühelos wirkende Klang ist und bleibt eine Offenbarung, was Gesangstechnik und Beherrschung der Stimme betrifft. Heute weiß ich auch, dass sich Pavarotti vieles hart erarbeitet hat. Das ist echtes (Kunst)Handwerk mit dem ehrlichen Ziel, echte, pure Emotion in Töne zu verwandeln - ohne Filter, ohne irgendwelche Klangverfälschungen. Diese bis in feinste Nuancen erarbeitete Technik, wo jedes einzelne Intervall und jeder Tonansatz perfekt ausgeglichen und in der Waage sind: Ich kann es für mich drehen und wenden wie ich will - Luciano, Du warst einfach der Größte! 

Der absolute Perfektionist Pavarotti, am Höhepunkt seines Schaffens angelangt, wurde einmal bei einer Konferenz vor lauter Gesangslehrern gefragt, was denn das Höchste sei, das er im künstlerischen Leben erreicht hätte. Er antwortete nicht, sondern sang eine klanglich perfekt ausgeglichene Quart c-f.  “Was ist daran jetzt so besonders?”, entgegnete der Fragesteller. “Hat mir zehn Jahre, meines Lebens gekostet”, antwortete der Meister.

Zurück nach Turin: Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt war Luciano Pavarotti von seiner schweren Krankheit gezeichnet. Noch einmal bekommt er die ideale Bühne: Olympia, live, OpenAir und die ganze Welt schaut zu. Ausgewählt hat er sich für diesen denkwürdigen Abend eine der bekanntesten Tenorarien überhaupt, "Nessun Dorma" aus Puccinis Turandot, eine der (vielen) Partien, für die er auf den größten Bühnen dieser Welt neue Maßstäbe gesetzt hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Je bekannter das Stück, die Melodie, desto höher der Einsatz im Spiel, welches uns Sängerinnen und Sänger in diesen Momenten die Welt bedeutet.
Wenngleich Pavarotti an diesem Abend - aus bekanntem Grund vielleicht nicht mehr ganz an seine Höchstleistungen aus vergangenen Tagen herankommt: Es ist erstens völlig egal, und zweitens ist seine Darbietung immer noch "nicht von dieser Welt". Wie unglaublich schwer das ist, einfach ruhig zu stehen und zu singen, ohne irgendwelche Hilfsbewegungen und Tänze, einfach dastehen und von Herzen musizieren. Genau das geht mir heute oft ab. Vor lauter Show, Optik und Tam Tam vergisst man auf ebendiese Stimmen, für die die Leute vor der Oper gezeltet haben. Jene Stimmen, bei denen man als Zuhörer einfach nur mehr die Augen schließen muss und sich im nächsten Moment in einer besseren Welt wiederfindet, in der man zugleich staunen, weinen, lachen muss. Puccinis fast kitschig schöne Melodie erledigt dann den Rest.

Pure Emotion, die in Töne verwandelt wird. Ohne Filter, ohne irgendwelche Klangverfälschungen. Und ein Sänger, der - wenn man ihm genau zuhört und in die Augen sieht - ganz genau spürt, welche große Bedeutung dieser Moment (noch einmal) hat. Grazie Luciano.

 

 

 

 

 

1. Dezember: EINFACH WIE EIN VOLKSLIED - Da unten im Tale (Johannes Brahms)

Einen wunderschönen ersten Dezembermorgen, liebe Begleiterinnen und Begleiter!

Ich muss gleich einmal ein bisschen ausholen, aber das kennt Ihr ja schon: Wir schreiben den 1.Januar 1872, die Karlsgasse 4 im vierten Wiener Gemeindebezirk hat einen neuen Bewohner. Einen "Zuagroasten". Manche vergleichen ihn schnell mit Beethoven, dem letzten großen Komponisten aus dem Nachbarland, der sich in der Stadt der musikalischen Träume auf ewig einen Namen gemacht hat. Johannes Brahms war schnell akzeptiert, das "Granteln" wie auch den Humor hatte er ohnehin im Blut, sein Interesse und die Faszination für die Natur, das Ländliche sowie die dortige Geselligkeit und Gemütlichkeit machten ihn schnell zum perfekten Wahlösterreicher.

Aber alles der Reihe nach: Auf der Suche nach Sommerfrische findet Johannes Brahms bereits in jungen Jahren zusammen mit seinem Vater Erholung im Salzkammergut und Ischl - und das war Liebe auf den ersten Blick. Von diesen schönen Eindrücken tief geprägt kommt er 13 Jahre später kommt wieder ins Ausseerland zurück. Doch nicht nur diese Region hatte es dem Meister angetan: Die Sommermonate der Jahre 1877 bis 1879 verbringt er in Pörtschach am Wörthersee, wo dem am Höhepunkt seines Ruhms angelangten Brahms Herz und Sinn aufgehen.
Am Stammtisch des von ihm geliebten Wirtshaus Werzer wird tagsüber gearbeitet und am Abend ruht Brahms unter den Erlen der Seewirtschaft Resian aus, wo ihm seine Tischgenossen kärntnerische Volkslieder vorsingen müssen. Apropos Volkslieder: Sein ganzes Leben sammelte Brahms Volkslieder aus ganz Europa. Ein besonderes Interesse galt natürlich auch dem reichen und so bunten volkskulturellen Erbe seiner so geliebten Wahlheimat, der österreichischen Erblande.
Dass die Sammlung "49 Deutschen Volkslieder WoO33" (Johannes Brahms an seinen Verleger: "Das einzige Werk, dessen Herausgabe mir Spaß macht") sein kompositorisches Schaffen quasi abschließt und krönt, ist kein Zufall. Deutschsprachige "Hits" wie "Da unten im Tale" funktionieren bis heute gleichermaßen als als deutsches oder auch alpenländisches Volkslied oder aber in Brahms' einzigartiger Klavierfassung, die dabei eine verbindende Konstante und gleichzeitig einen künstlerischen Höhepunkt bildet.

Ebendieses “Da unten im Tale” wurde, im adaptierten Lungauer Dialekt gesungen, wurde zu einem absoluten Signature-Lied für meinen Liedpartner Sascha El Mouissi und mich. Zum Erstaunen mancher Konzertbesucher ist es mittlerweile - meist als Zugabe und selbstverständlich im Dialekt- bereits in vielen großen und alt-ehrwürdigen Hallen erklungen und hat fast immer berührt. Diesem Lied liegt ein ganz besonderer Zauber inne, der sich uns zum Glück immer und immer wieder erschließt. Wenn Sascha und ich Volkslieder musizieren, dann vergessen wir alles, was um uns passiert, jegliche Anspannung, sowie der uns oft nahezu verfolgende Drang zum Perfektionismus sind wie weggezaubert. Plötzlich geht es “nur” mehr um den Moment, die Musik und das ausgedrückte Gefühl. Dann wird ausschließlich gespürt und alles wird so einfach. Einfach wie ein Volkslied. Einfach perfekt.

P.S.: Während Ihr das lest oder hört, dürfen Sascha und ich heute im Radiokulturhaus Wien einen - leider aus bekannten Gründen ohne Publikum stattfindenden Liederabend geben. Unser Konzert wird aufgezeichnet und wird dann am 21.Dezember auf Ö1 ausgestrahlt. Und ja, ihr habt es erraten: Da unten im Tale ist natürlich mit im Gepäck.

RAFAELS MUSIKALISCHER ADVENTKALENDER 2021, DER VERSUCH EINES PROLOGS

(eine vielleicht gar nicht so große) ÜBERRASCHUNG!! Hier bin ich wieder, hier darf ich wieder sein! Danke, dass Ihr - dass Sie mir -wieder die Ehre erweist und erweisen. Dem Wording unserer schnelllebigen Zeit folgend müsste Sie/Euch ja jetzt beinahe schon zum "traditionellen" musikalischen Adventskalender begrüßen. Aber hier läuft der Hase zum Glück ein bisschen anders.

Darf ich ehrlich sein? Eigentlich wollte ich heuer gar nicht schreiben... unsere letzte gemeinsame musikalische Reise im letzten Dezember (Adventskalender 2020) hat mich tief berührt, das förmliche “Explodieren” meiner Idee war aber überhaupt nicht geplant. Für den kleinsten, engsten Familien- und Freundeskreis war mein spontanes, persönliches und bescheidenes Werk ursprünglich gedacht. Ende Dezember waren verzeichnete ich dann plötzlich mehr als 24 000 Aufrufe und wurde unglaublicherweise sogar gefragt, ob ich ein Buch schreiben möchte - was ich fürs Erste dankend abgelehnt hab. Manchmal kommt es eben anders als man denkt und ich bin jedem einzelnen Menschen, der mitgegangen ist, sehr dankbar. Am 24.Dezember, am Ende eines - für uns alle sehr fordernden Jahres - war ich dann, besonders nach dem noch kurzfristig organisierten Caritas-Benefizkonzert - dankbar, glücklich, aber vor allem auch richtig erschöpft und der festen Überzeugung dass es sich bei dieser Reise sich um eine besondere und einmalige Sache gehandelt hat.

Warum ich mich dann, relativ spät im Herbst doch wieder entschlossen habe, einen - vielleicht diesmal wirklich - kleinen feinen musikalischen Adventskalender zu gestalten? Zunächst einmal haben mir viele Menschen geschrieben. Wegbegleiter, Verwandte, Unbekannte haben mir Rückmeldungen gegeben, die mich ehrlich gerührt haben. Diesen berührten Menschen möchte ich den heurigen Adventskalender widmen.
Dann gibt es noch einen persönlichen Grund: Das Erzählen bereitet mir schon seit Volksschultagen große Freude und durch die Gestaltung des letztjährigen Adventkalenders durfte ich das Schreiben für mich wiederentdecken. Das Reflektieren und Formulieren meiner teils sehr persönlichen Gedanken hat mir viel Energie gegeben und ist mittlerweile zu einem wichtigen Ausgleich und künstlerischen Ausdruck geworden. Apropos Ausdruck: Es wird heuer keine täglichen Ankündigungen auf Facebook oder sonstwo geben, da ich die sozialen Medien mittlerweile aus gutem Grund weitgehend meide. Diejenigen lieben Menschen, die sich die Mühe machen, auch heuer wieder nach meinem persönlicheren Kalender zu suchen, werden hoffentlich hier fündig. Heuer wird es nicht immer ein täglicher Roman sein, aber die Texte und Musikauswahlen werden (wie) immer von Herzen kommen. Eines hat sich übrigens gar nicht verändert: Ich hege immer noch denselben aufrichtigen Wunsch Euch/Sie und auch mich selbst zu berühren und in eine sensible Welt voller Musik zu entführen, deren harmonische Kraft und Energie wir ja mehr denn je brauchen. So, langer Vorrede kurzer Sinn, fange ich auch gleich mit dem Erzählen an:

Folgende Worte habe ich mir, als ich vor ein paar Wochen eine sehr kreative vor-adventliche Schreibphase hatte, für den Beginn meines Adventskalender-Prologs überlegt:

”Heuer ist das alles ein bisschen anders: während ich letztes Jahr vorwiegend von zu Hause aus geschrieben habe, darf ich mich heuer aus Brüssel, Düsseldorf, Berlin, Antwerpen, Salzburg oder Porto melden. Darf, jawohl, darf! Vieles, was in den letzten Jahren selbstverständlich erschien, ist zum Geschenk geworden. Und so gesehen ist mein Dezember heuer voller Geschenke…

Und wieder einmal ist auch das anders ein wenig anders gekommen. Die Dezember-Geschenke haben sich verändert, auch die Orte. Ich melde mich nun hauptsächlich aus Wien, von zu Hause aus.

Bis morgen!

Euer/Ihr Rafael

P.S.: Für das herzliche Foto ist - wie immer - die wunderbare Theresa Pewal verantwortlich!