3. Dezember: DAS EHRLICHSTE PUBLIKUM - Papageno

Einer meiner letzten öffentlichen Auftritte vor dem aktuellen Lockdown war ein spontan organisiertes Schulkonzert in der Neuen Mittelschule Mariapfarr, vor 100 Schülerinnen und Schülern von der ersten, bis zur vierten Klasse. Dieser erst durch eine Tourneeabsage möglich gewordene musikalische Ausflug in meine Lungauer Heimat, war vor allem eine sehr persönliche Hommage an meinen Papa. Papa begeistert dort als Musiklehrer seit Jahrzehnten Generationen von Kindern für die Welt der Musik. Er macht das mit einer unermüdlichen Leidenschaft und Hingabe die ihresgleichen sucht. Folgt stets aktuellen musikalischen Entwicklungen und schafft es, die Kinder dort abzuholen und Ihnen neue Horizonte zu bieten. Was mich aber am meisten freut, ist die Begeisterung, mit der er seiner Arbeit, seiner Berufung nachgeht: Eine Begeisterung, die er zum Glück auch seinen eigenen Kindern weitergegeben hat. An dieser Stelle darf ich - sicher auch im Namen meiner Geschwister sagen: Papa, wir sind Dir - nicht nur dafür - sehr dankbar, aber das weißt Du hoffentlich ohnehin!

Saschas und meinen Gastauftritt wurde im Vorfeld liebevoll vor und aufbereitet. Als mein Papa den Kindern erzählt hat, dass ein Opernsänger in die Schule kommt, was eine Oper überhaupt ist und wie lange so eine Oper dauern kann, kam gleich eine besorgte Frage einer Erstklässlerin: „Und wenn Ihr Sohn dann kimmt, müssen wir dann vier Stunden umanondahuckn? (= lungauerisch für herumsitzen)

Vor Kindern aufzutreten bedeutet, dem ehrlichsten Publikum überhaupt gegenübertreten zu dürfen. Für das heutige Türchen hat mein Papa ein paar besonders nette schriftliche Rückmeldungen zu unserem Konzert gesammelt und mir zukommen lassen:

“Ich habe erfahren, dass Oper nicht so eine schreckliche Musik ist”
”Mir hat es sehr gut gefallen. Rafael hat gut gesungen, Sascha hat sehr gut gespielt, also insgesamt sehr gut.”
”Ich fand die Stimme wunderschön und dass man daraus gleich wieder gute Laune hatte”
”Meine Oma ist ein Fan von Euch beiden”
Wie sind Rafael und Sascha bei Dir angekommen? “Durch die schulischen Kontakte!” - ich wollte noch sagen, dass Opernmusik cool ist.” “Ich fand den Papageno cool”
Was ich sonst noch sagen wollte? “Ich wollte sonst nichts mehr sagen”
”Es war gar nicht so uncool wie gedacht”
”Ich möchte mir mal eine Oper ansehen”
”Ich finde diese Veranstaltung allgemein sehr toll”
”Mich hats echt gewundert, dass er so laut singen kann”
”Sascha und Rafael sind chillig, für Späße zu haben”

Der Hit bei den Kleinen (und Großen) ist immer wieder der Papageno. Eine Traumrolle, mit der man Alt und Jung abholen kann und sofort in meine Zauberwelt mitnimmt. Das war auch in Mariapfarr vor ein paar Wochen der Fall. Apropos Papageno und Kinder:
Als ich in der stillen Phase des letzten Jahres meine Entwicklung Revue passieren ließ, musste ich unweigerlich an einen der bisher schönsten Auftritte denken: Die Kinderzauberflöte nach dem Opernball, in der ich 2017 vor 3000 begeisterten Kindern aus ganz Österreich als Papageno durchs Stück führen und singen durfte.

In dieser einzigartigen Fassung wird der Moment, wenn Papageno das Opernhaus betritt wird von einer solchen frenetischen Reaktion begleitet, die sonst nur Fußballstars nach besonders wichtigen Toren kennen. In diesem Gänsehautaugenblick spürt man dann wieder einmal warum man diesen Beruf so liebt und wird, wie ein Surfer von der Welle der Begeisterung durch die Vorstellung getragen.