Ich mag es, wenn es ganz ruhig ist. Wenn sich der Lärm des Tages legt. Dann lege ich mich hin, ganz flach. Dann kann ich fühlen, wie es still wird. Das war nicht immer so, das musste ich lernen - und ich habe es lieben gelernt.
Wenn ich so daliege, mache ich nichts außer wirklich zuzuhören und meinem Körper, meinem Geist Aufmerksamkeit zu schenken. Wo fließt es, wo halte ich fest eventuell fest? Tiefer und tiefer reicht meine Sensibilität, bis in die feinsten Regionen. Und dann verweile ich im Idealfall, bis alles fließt - das ist manchmal gar nicht so einfach. Aber je ruhiger ich werde, desto offener wird der Geist und desto feiner reagieren meine Sensoren. Und dann - ganz plötzlich - steht für einen ganz kurzen Augenblick alles still. Manchmal fühlt sich das an, also würde man mir eine Kapuze vom Kopf ziehen. Ich fühle mich befreiet und beginne intensiv zu regenerieren. Meistens endet das mit einem schönen, tiefen Seufzer, bevor ich mich dann zur Seite drehe und einschlafe.
Das ist übrigens auf der Bühne ganz ähnlich: Immer dann, wenn es mir - selbst nur für einen kleinen Mini-Augenblick - gelingt, vor dem Auftritt oder selbst noch unmittelbar vor dem eigentlichen Gesangseimsatz innezuhalten und diesen immer besonderen Moment bewusst wahrzunehmen, gibt mir das wie von Zauberhand eine große schöpferische und zugleich tief beruhigende Stärke und die Frische, die ich in solchen Momenten dringend benötige. In der Musik ist es ganz ähnlich.
Alles kommt aus der Stille und geht in die Stille zurück, jeder Ton, jede Pause, jede Phrase. Und zu den wunderbarsten Dingen, die wir Musiker:innen auf der Bühne erleben können gehört die Stille nach einem berührenden Stück, bevor der Applaus einsetzt.
Zu diesen sehr persönlichen Gedanken und Erfahrungen könnte unser heutiges Lied nicht besser passen. Eine gleichsam emotionale wie starke Liebeserklärung, welche die Stille und deren unetschütterliche Kraft in den Mittelpunkt stellt. "Still wie die Nacht, tief wie das Meer soll deine Liebe sein".