Interessanterweise finden sich im klassischen Liedrepertoire gar nicht so viele Weihnachtslieder. Eines der schönsten und bekanntesten, die "Drei Könige" entstammt der Feder eines weitgehend völlig unterschätzten Komponisten - Peter Cornelius.
Kaum ein Vertreter der Romantik hätte es meiner Meinung nach mehr verdient, in der Musikgeschichte für seine Verdienste um das Kunstlied ausreichend gewürdigt zu werden.
Dem großen Selbstzweifler und Wagner-Verehrer möchte ich deshalb am heutigen, vierten Adventsonntag ein eigenes Türchen mit gleich zwei musikalischen Einlagen widmen.
Nicht nur, dass Cornelius die schönen und literarisch wertvollen Texte seiner Vertonungen stets selbst verfasst hat: Er hat es - wie sonst vielleicht nur Brahms- verstanden, eine Baritonstimme gesund zum Klingen zu bringen und dabei immer die musikalische und emotionale Aussage zu transportieren - ungefiltert, sensibel und immer von einer großen Ehrlichkeit geprägt. Sicher schwingt auch eine persönliche, stimmliche Affinität in meiner Bewunderung für diesen Meister mit: Es gibt kaum Werke, die mir so in der Kehle liegen wie seine - leider wenigen- Lieder. Ich ertappe mich immer wieder dabei, vor wichtigen Aufführungen in der Garderobe - aus purer Freude und acapella - Werke von Cornelius singen. So auch gestern, vor unserem Weihnachtsoratorium in Porto.
Mit seiner sensiblen und dabei doch doch kraftvollen Tonsprache berührt mich diese Musik von der ersten Note an. Sie steht für pures, authentisches und vor allem gut gemachtes Handwerk - man könnte auch von unterhielten Genialität sprechen.
Und doch bleibt den Interpret:innen und den Zuhörer:innen unweigerlich ein Gedanke: Wusste der ewige Selbstzweifler Peter Cornelius eigentlich, wie gut er ist? Wahrscheinlich nicht. Zeit seines Lebens blieb er ein einfacher, ehrlicher, (vielleicht zu) selbstkritischer Musiker, dem es immer nur um die Sache selbst gegangen ist. Vorbildlich und berührend.