Dass das Singen etwas Wunderschönes ist, brauche ich an dieser Stelle nicht mehr weiter ausführen. Besonders erschließt sich diese Schönheit, wenn man sie in Gemeinschaft erlebt. In Gabriel Faurés Requiem, einem meiner absoluten Lieblingswerke, kommt unweigerlich die Gänsehaut, wenn ich zusammen mit dem Chor das berühmte “Libera me” musizieren darf. Ganz egal, ob man jetzt Mozart, Haydn, Brahms, Mendelssohn oder Bach hernimmt: Das gemeinsame Singen mit einem begeisterten Chor lässt immer einen unbeschreibbaren Zauber der Gemeinschaft entfalten, für Chorsänger:innen, Solist:innen und natürlich auch für das Publikum. Das tief prägende Erlebnis solcher Momente hat auch dazu geführt, das fast alle Oratorien oder Requien oder auch Orchesterwerke wie zum Beispiel Carmina Burana oder die 8.Symphonie von Mahler bis heute zu ganz wichtigen Säulen in meinem Repertoire geworden sind. Wenn ich so ein zurückdenke, verdanke ich es ehrlich gesagt der Anonymität des Chores, dass ich meine eigene Stimme für mich entdecken durfte. Bei lauten besonders lauten Stellen habe ich aus vollster Kehle mitgesungen, immer voller Freude und ohne groß nachdenken zu müssen. So habe ich - damals eher unsicher - mehr und mehr den Mut sammeln dürfen, mich zu öffnen und wenig schon meine ersten, kleinen solistischen Entwicklungschritte - ebenfalls in der Chor- und Ensemblegemeinschaft - gehen dürfen. Heute darf ich sensationelle Profichöre erleben und weiß es trotzdem immer noch ganz besonders zu schätzen, wenn ich mit Menschen die Bühne teile, die aus reiner Freude singen. Der eine oder andere vielleicht nicht ganz perfekte Ton wird mit viel Begeisterung und Einsatz mehr als nur wettgemacht. Für mich ist das immer wie heimkommen. Im heutigen Video darf ich mit dem Radio Wien Chor ( bestehend aus lauter singenden ORF Mitarbeiter:innen), dem RSO Wien und geschätzten Kolleg:innen “Die Engel erzählen” aus Haydns Schöpfung singen. Live aufgezeichnet Ende Oktober im 2021 Stephansdom, für “Licht ins Dunkel”.