Es hat mich immer schon besonders fasziniert, wenn junge und ältere Menschen Ihre Instrumente in die Hand nehmen und ganz selbstverständlich, ohne viel Kommunikation oder gar Probenarbeit miteinander musizieren. Ohne Noten, nach Gehör. “Oawaschl auf” hat mein Harmonikalehrer immer gesagt. Mit blindem Verständnis und großem Vertrauen in die musikalischen Partner:innen. Das ist die Basis für das so schöne, freie musikantische und authentische Zusammenspiel in jedem Genre. Plötzlich stimmt jedes Timing und es entsteht eine riesengroße musikalische Freiheit, ein richtiger Drive. Und dann geht es irgendwann nur mehr um den Ausruck. Besonders erlebbar wird das meiner Erfahrung nach in der weltweiten Volksmusik oder dem Jazz. Je besser man sich kennt und aufeinander eingespielt ist, desto größer wird der freie Spielraum. Jede Musikerin und jeder Musiker versteht sein oft jahrelang erlerntes Handwerk und erfüllt dann im Ensemble eine wichtige Aufgabe- sei es eine Stimme, die Begleitung oder die Bässe. Lauter gleichbedeutende Puzzlesteile um ein Musikstück dann im Endeffekt zum Klingen zu bringen.
Ich habe das große Glück, mich in beiden Welten, zu Hause fühlen zu dürfen und meine jeweiligen Erfahrungen ins andere Genre einbringen zu können. Die Basis für meine Musik bildet aber das immer das (Volks)Musikantentum, das aufeinander Hören, die Demut vor der Musik, das Gespür für Zusammenklang und die musikalische Freiheit. Diese Parameter bringen selbstversändlich auch den klassischen Musiker in mir auf ein neues Level. Franz Welser-Möst hat zu mir einmal gesagt: eigentlich müsste jeder Musikstudent verpflichtend ein paar Semester Volksmusik haben. Wie Recht er damit hat! Das würde auch vielen Kolleg:innen noch einmal eine neue Dimension eröffnen.