Als Kind gesellschaftlich besonders engagierter Lehrer, war ich es gewohnt, dass es bei uns am 24.Dezember traditionell erst ein wenig später still wurde. Am Vormittag wurde noch das ganze Haus geputzt -mitunter auch an so weihnachtsrelevanten Orten wie dem Vorratskeller oder den Lichtschachten. Wenn man Glück hatte, wurde man gegen Mittag auserwählt, um die Geschenke bei den Verwandten abzuliefern. Das war bei uns Geschwistern immer besonders beliebt, aus mehreren Gründen: Erstens gab es bei jeder Tante Kekserl, (später sogar Bratwurst, Bier oder ein Schapserl) - und darüber hinaus war man für zwei Stunden vom Putzen befreit. Über Jahre haben wir als Familienmusik am Nachmittag die Weihnachtsfeier im Altersheim musikalisch begleitet, inklusive Krippenspiel. Mir wurde dabei meist die Rolle des Josef anvertraut, obwohl ich immer viel lieber der böse Wirt gewesen wäre. Den hat, aus meiner damaligen Sicht sehr rollendeckend, mein großer Bruder übernommen. Das Recht des Erstgeborenen. Wenn wir nach unserem Auftritt heimgekommen sind, war das Wohnzimmer dann endlich zugesperrt und meine Mama hat eine köstliche Rindssuppe zubereitet. Nudelsuppe mit ungebrühten Würsteln, eine Mettnsuppn war, ganz nach Stadt-Salzburg Tradition- unser traditionelles Weihnachtsessen. Unter dem Vorwand der “Geschenkeverpackung” habe ich mir dann bei versperrter Zimmertüre gerne eine kleine weihnachtliche Aufregungs-Auszeit gegönnt und mit meinen geliebten Paninipickerln, einer Holzmurmel und zwei selbstgebastelten Toren Fantasiefußball am Teppich gespielt. Dabei habe ich immer wieder aus dem Fenster geschaut, ob ein silbernes Auto im die Ecke biegt. Wenn nämlich Oma und Opa angekommen sind, ist plötzlich wie von Zauberhand die ersehnte, gelöste Weihnachtsstimmung eingekeht, auch wenn der Opa meist schon zwei Minuten nach seiner Ankunft mit dem Staubsauger in der Hand anzutreffen war, um bereits mehrmals gereinigte Stellen noch einmal zu perfektionieren. So ging es in die wirklich finalen Vorbereitungen: Besonders gern hätte ich immer auch die kunstvolle von Papa selbst gebastelte, liebevoll detaillierte Krippe aufgebaut, aber da durfte außer dem Schöpfer selbst niemand Hand anlegen. Wenn alles soweit fertig war, sind wir “Rauchen" gegangen, mit Weihrauch, Weihwasser und von Raum zu Raum. Besonders lustig fand ich immer, unsere Hündin Nora mit viel Weihwasser zu besprengen, was meist einen herzlichen, traditionellen Familienlachanfall zur Folge hatte. Dann haben wir die letzteStundevor der Bescherung im oberen Stock musiziert und uns quer durch die Weihnachtslieder gesungen. So lange, bis nach 10 Mal “Es hat sich halt eröffnet”, “Es wird schon glei dumpa” oder “Leise rieselt der Schnee” in allen Varianten endlich (!) das Glockerl geläutet hat und wir vor Freude glucksend die Stiegen runtergerannt sind. Stille Nacht wurde dann erst leuchtenden Augen vorm glänzenden Christbaum gesungen. In der Originalfassung mit Gitarrenbegleitung.