Am 4.Dezember habe ich Euch ja von meinem Schulkonzert im Lungau erzählt. Es ist mir immer ein ganz besonderes Herzensanliegen, meine Musik und mein (Kunst)Handwerk immer wieder persönlich dorthin zu tragen, wo es hingehört. Zu den Menschen. Ganz besondere Erfahrungen darf ich an Orten und in Regionen machen, wo die Menschen noch einen völlig unverbrauchten Zugang zur klassischen Musik haben. Wann immer die Zuhörerinnen und Zuhörer sich dann auch dem vermeintlich Unbekanntem öffnen, passiert eine unbeschreibbarer Dialog zwischen den Künstlern und dem Publikum und es ist fast, als würde man einer Uraufführung beiwohnen. Eine unserer intensivsten Begegnungen mit Schuberts Winterreise war nicht etwa bei der Schubertiade, in Luzern, der Tonhalle Düsseldorf, dem Wiener Konzerthaus oder Musikverein: Sie “passierte" in einer Metallbau-Werkstatt im Lungau vor 350 neugierigen Menschen.
Offenheit, Neugier und die immerwährende Suche nach dem Berührenden sowie einer musikalischen Ausdrucksform und deren Entwicklung waren auch meine Triebfedern, die mir meine, mich heute so tief begeisternde Welt eröffnet haben. Eine Welt, in der ich auch jene Gedanken und Gefühle beschreiben kann, für die mir davor - speziell in meiner Jugend - der Mut und die Worte gefehlt haben. Am Ende unseres Schulkonzerts in Mariapfarr habe ich deshalb spontan ein kleines Plädoyer gehalten:
”Bitte redet über eure Gefühle, wenn ihr traurig seid, wenn ihr Euch gut fühlt, wenn Ihr verliebt seid. Wenn Euch die Worte fehlen, dann singt, zeichnet, dichtet, rappt, filmt, fotografiert, schreibt. Staunt und findet einen Weg, eure Gedanken auszudrücken. Brennt für eine Sache!
Meine Kunst, mein Handwerk war bislang immer für mich da, auch - oder besonders in den Momenten, in denen ich keine Perspektive gesehen hab. Sie zwingt mich täglich, mich intensiv mit mir selbst auseinandersetzen und macht mich zu einem besseren Menschen. Sie entwickelt sich ständig und nimmt mich dabei mit. "Du holde Kunst, ich danke Dir dafür"