Es war eine Nacht im Herbst, ich konnte nicht schlafen und habe meine Gedanken hin und her gewälzt. Am Nachmittag zuvor hatte ich wieder eine herbe Absage fürs Frühjahr „einstecken“ müssen, nicht zuletzt deshalb war ich frustriert und konnte trotz großer Müdigkeit kein Auge zutun. Wie oft in solchen Situationen bin auf der Suche nach guter Musik, die mich berührt und aufmuntert, durch die unendlichen YouTube-Weiten gesurft. Viele meiner ganz persönlichen “Hits” habe ich nur kurz angespielt, doch eigenartiger Weise wollte mich nichts so richtig in Laune versetzen - im Gegenteil, diese ziellose Suche hat die Lage eher noch verschlimmert.
„Es ist so weit. Heute berührt mich Musik nicht.“ - habe ich, dramatisch (und vielleicht nicht ganz ernst gemeint) ,mit Datum versehen, in meinem Notizbuch aufgezeichnet.
Es war schon drei Uhr nachts, ich war gerade auf der Suche nach aktuellen Stücken von HERBERT PIXNER (sein „Pixner Projekt“, sein Zugang nur „neuen“ Volksmusik und seine Kreativität auf der Diatonischen Ziehharmonika waren sehr prägend für meinen musikalischen Werdegang - er hätte daher definitiv ein eigenes Türchen verdient. Wen diese Art von Musik berührt, dem sei an dieser Stelle eine kurze Internetrecherche und Höreinladung zu Pixner-Stücken wie „Sternlein flieg“,“Vierteljahrhundert Dreiviertler, “Beautiful Seeres” oder “Augenstern Walzer” ans Herz gelegt..) als mir neben dem Videofenster noch einen Beitrag aus der ORF Licht ins Dunkel-Gala von 2018 vorgeschlagen wurde. Zunächst hätte wieder fast weitergeklickt, da mich der Titel nicht angesprochen hat. “Bevor ich das Notebook für heute weglege, nehme ich mir noch drei Minuten”, dachte ich mir und drückte auf “play”.
Aus diesen drei Minuten ist mitten im Herbst eine (vorweihnachtliche) Volksmusik-Hörnacht geworden. Das so feine Zusammenspiel, der einfache aber geniale Stimmenwechsel, die urmusikalische Phrasierung, die Natürlichkeit - die drei Musikerinnen von Jung&Frisch lassen diese Dinge zur Selbstverständlichkeit werden. Alles klingt so, wie ich es selbst auf der Diatonischen gelernt und lange Jahre versucht hatte. Die groovigen Nachschlage (die ich ja schon einmal im Familienmusik-Beitrag beschrieben habe) sind die Kirsche auf dem einfach wunderbar musizierten Vortrag. Jede einzelne Note wird so musikantisch vorgetragen und hat mich vom ersten Akkord an berührt. Dazu war da plötzlich ein Stück, dass ich nicht kannte und das mich - das ist, gerade, in der Volksmusik wirklich eine ganz, ganz große Ausnahme - musikalisch und melodisch wirklich überrascht hat. Besonders das Trio ging mir direkt “unter die Haut".
Da ich das Stück unbedingt während der Weihnachtsfeiertage lernen möchte, habe ich mir erlaubt, ein klein wenig nachzuforschen: Der - leider im YouTube-Video nicht erwähnte - Komponist dieser einfachen und zugleich berührend schönen Harmonien, ist ein junger Tiroler Ziach-Virtuose, der nicht nur überragend Diatonische spielen kann, sondern auch ganz offensichtlich auch ein sehr feines, musikalisches Gespür hat. Umso mehr war es mir ein großes Anliegen, ihn an dieser Stelle zu erwähnen und mich so für dieses wunderbare kleine Volksmusik-Schmuckstück zu bedanken.
“Musik berührt mich wieder“, habe ich, mit einem breiten Lächeln im Gesucht - diesmal mit Datum und Uhrzeit versehen - ein paar Stunden meinem Notizheft festgehalten. Wieder einmal war es die - in Ihrer Einfachheit so geniale - Volksmusik, die mich aus einer kurzfristigen Gefühls-Talsohle geholt hat.